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Zurück ins Körbchen 2023

Publikation im Lokalinfo Zürich Nord vom 11.05.2023

Zurück ins Körbchen.

Oben ohne in öffentlichen Hallenbädern? Gender & Woke sind auf der Politagenda omnipräsent. Gehäuft stürzt sich das Stadtzürcher Establishment auf Details und verliert dabei den Fokus auf jene Dinge, welche es prioritär zu lösen gälte.

So sorgt das Wort «Mohr» für Empörung. Oder die Gendergerechte Sternchensprache, so schwerfällig und unverständlich. Unisex-Toiletten an Schulen bewegen. Primär wird nichtbinär, anstelle von binär. Sind das Ansätze einer schleichenden Wohlstandsverwahrlosung oder doch ernsthafte Probleme? Auffallend ist, allerorts sucht und findet man Ungleichberechtigte und stellt deren Partikularinteressen.

Aktuell trachtet eine Gemeinderatskollegin nach medialer Aufmerksamkeit. Sie pocht auf Gleichberechtigung.

Sie fordert eine geschlechtsneutrale Kleiderregelung für städtische Hallenbäder. Frauen soll erlaubt sein Oben ohne zu schwimmen. «Ich finde es ein schönes Gefühl, beim Schwimmen das Wasser zu spüren», lässt sich die Politikerin zitieren. Weiter meint sie; «Für mich gibt es keinen Grund, weshalb Frauen die Brustwarzen bedecken müssen und Männer nicht.»

Ungefragt jedem Badegast seinen persönlichen Vorbau enthüllen? Oder doch zurück ins Körbchen? Vielleicht will eine Mehrheit nackt baden dürfen. Aber weiss das die Initiantin? Sie könnte eine Unterschriftsammlung dazu lancieren. Doch dies erfordert Mut. Und Demut, die eigene Haltung in Frage zu stellen, wenn das Resultat dann nicht passt. In Berlin wurde das Oben-ohne-Baden erlaubt. Die Reaktionen darauf reichten von Lobhudeleien über Beschimpfungen bis zu einer Amokdrohung.

Tatsache ist, die weibliche Brust wird von den meisten Menschen als erotisches Symbol angesehen. Und da wir unsere Sexualität weitgehend im Privaten ausleben, erscheint es logisch, dass Frauen ihre Brüste bedecken. Die Schwimmbekleidung für Frauen und Mädchen ist ein Schutz vor Blicken. Für sozialisierte Menschen symbolisiert Kleidung auch körperliche Grenzen.

Genau jene widersprüchlichen Leute, welche die Frauen jetzt von den Oberteilen «befreien» möchten, sind dann die Empörten, wenn sich in Badeanlagen vermehrt Stielaugen & Spanner einfinden werden.

Ich persönlich ziehe ein zweiseitiges Fazit: Einerseits sehe ich unser Privileg und die Möglichkeiten der Demokratie. Jede Meinung ist willkommen und jede gesellschaftliche Entwicklung kann errungen- und mit Mehrheit umgesetzt werden. Anderseits stimmt mich sehr bedenklich, dass eine gesellschaftliche Dekadenz auffällt, welche ein Verludern unserer Sitten vorantreibt.

Eine publicityerhaschende Gemeinderätin und ihr Partikularinteresse macht das Tragen von Bikinis zum revolutionären Verhalten. Selbstbestimmte Frauen sollten sich gut überlegen, ob sie ihren Vorbau für politischen Unsinn instrumentalisieren lassen wollen.

Martin Götzl